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1. juli 2008

exkurs : cuba : havanna riecht

havanna riecht. das ist meine erste wahrnehmung jenseits der beim reisen so üblichen aktionen, orientierungen und ängste. das adrenalin steigt - die gesteigerte wachsamkeit in dieser unbekannten situation, dieser fremden welt, öffnet alle sinne weit weit weit.

havanna riecht also. nicht, dass der rest der welt nicht riechen würde. auch nürnberg hat wohl einen eigenen spezifischen geruch, el guro auch, sogar mainz. doch deren spezielle zusammensetzung an duftmolekülen ist mir so vertraut durch die vielen ankünfte, durch tausend alltäglichkeiten, dass mein gehirn sich inzwischen weigert, mir ihre existenz überhaupt mitzuteilen.
havanna: auf dem weg vom flughafen in die stadt ist es vor allem der geruch nach diesel - fett und aufdringlich scheint er sich auf die schweißnasse haut zu legen. im hotelzimmer: die abgestandene feuchte schwüle der aircondition mit einem charakteristischen hauch 'kakerlaken'. in den engen straßen der altstadt dann ein unbeschreiblicher flashback: eine nuance 'klo', verbunden mit 'staub', 'feuchten mauern', 'küche' und ... 'alltag': "das ist ja ... südamerika!"

mehr als ein vierteljahrhundert ist diese erinnerung alt, eingeschlossen in einem einzigartigen, markanten geruch. nur einige wenige dieser charakteristischen moleküle genügen, um mein gehirn zu einer wahren sturzflut zu veranlassen: längst vergessene bilder erscheinen auf meinem inneren monitor, ganze videosequenzen. ich erinnere mich an vorlieben ("das café an der plaza de armas in cuzco"), bewertungen ("meine abneigung gegen reis mit bohnen"), bedeutungen ("freiheit!"). eine komplette virtuelle realität, die sich über meine wahrnehmung stülpt.

schade, dass es der parfümindustrie bislang nicht gelungen ist, solche komplexen ereignisse zu wecken. ich stelle mir vor, ich könnte mir aus kleinen flacons den gerade jetzt passenden geruch aussuchen, der mich in erinnerungswelten katapultiert. einmal schnüffeln ... und: "dieses unbeschreiblich weite gefühl von freiheit" oder "warm, stark und zuversichtlich". ... aber nein: es ist gerade wichtig, sich solche welten nicht einfach per duft oder pille zuigänglich zu machen. schließlich ist es genau das, was drogen zu drogen macht, was menschen dazu bringt, sich zweite wirklichkeiten und 'second lifes' zu schaffen: wohlfühlen auf knopfdruck. doch weil jede droge stets nach höherer dosierung schreit, sind auch diese erfahrungen nach einiger zeit wieder am gefühlten nullpunkt. erfahrung ohne wert.

dann lieber so - danke, havanna !

___

nachtrag von wolfgang aus bonn:

die parfümindustrie schläft nicht: http://www.libraryoffragrance.de

danke !

 

 
 
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